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"Kinematograph" (Meyers Großes Konversationslexikon 1905-1909)

Kinematograph (griech.),

 

ein von A. und L. Lumière in Lyon 1896 konstruierter Apparat, der bewegte Szenen in einer Reihenfolge photographischer Aufnahmen festhält, von den entwickelten Negativen positive Kopien auf langen Zelluloidstreifen anfertigt und diese in großem Maßstab und in derselben Zeit, in der die Reihenfolge der Negative aufgenommen worden ist, auf einer sich drehenden stroboskopischen Scheibe, einem Phänakistoskop oder mittels eines Projektionsapparates auf einen hellen Schirm projiziert, dem Beschauer vorführt, dem sie als eine zusammenhängende, vor seinen Augen sich abspielende Handlung erscheinen (Bewegungsbilder, lebende Photographien). Der Kinematograph macht auf einem bandförmigen, viele Meter langen Film 15–30 Aufnahmen in der Sekunde.

Er besteht aus drei Kästchen (Fig. 1 u. 2), deren oberes B zwei Rollen aufnimmt, von denen die eine P' den Negativfilm enthält. Dieser gleitet, bei der Aufnahme über verschiedene Rollen geführt, durch den Apparat und wickelt sich auf die Rolle J. Sind die Aufnahmen entwickelt, so wird der Film wieder auf P' gebracht, und die Rolle P wird nun ebenfalls mit einem Film bewickelt. Auf letzterm entstehen die positiven Bilder (Diapositive), während beide Films hintereinander den Apparat passieren.

Dann aber wickelt sich nur der positive Film auf die Rolle auf, während der negative durch H austritt.

Nachdem dann auch der positive Film entwickelt ist, gleitet er allein von P nach J. Bei Aufnahmen wird in das Fenster O ein Objektiv eingesetzt, beim Kopieren bleibt O offen, und das freie Tageslicht dringt ein. Für die Projektion wird in O abermals ein Objektiv eingesetzt und der Raum L durch eine Lampe erleuchtet, deren Licht durch Kondensoren auf die Bilder geworfen wird. Das Bild entsteht an der mit E bezeichneten Stelle. Die Bewegung des Films wird durch gleichmäßiges Drehen der Kurbel M (Fig. 1 u. 3) hervorgebracht. Selbstverständlich muß der Film jedesmal während der Aufnahme und der Projektion eines Bildes in vollständiger Ruhe bleiben.

 

 

 

Fig. 1–3. Kinematograph (Durchschnitte).