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"Kinematograph" (Meyers Großes Konversationslexikon)

 

Der Kinematograph erfuhr mannigfache Abänderungen; hierher gehört das Alethorama von Mortier und Rousseau, bei dem die beiden Spulen B und E (Fig. 6) zur Aufnahme des Filmsbandes P bestimmt sind; es wird auf Spule B eingesetzt und wickelt sich während der Vorführung nach Spule E hinüber. Dabei geht es über die Trommel T, die aus einem Gitterwerk zusammengesetzt und mit Zähnen ausgestattet ist, die in die Löcher des Filmbandes eingreifen und die richtige Lage der Bilder sichern. Die Beleuchtung des Bildes und die Art, wie es projiziert wird, zeigt der Grundriß des Apparats (Fig. 7).

Aus dem Kondensor C strömt elektrisches Licht aus, das von einer seitlich neben dem Apparat aufgestellten Bogenlampe erzeugt wird. Das Licht fällt durch einen Schirm mit passendem Ausschnitt D auf das jeweilige hinter der Öffnung dieses Schirmes befindliche Bildchen. Dieses spiegelt sich nun in einem aus keilförmigen Spiegeln zusammengesetzten Körper, der den innern Teil der Gittertrommel T bildet. Eine zweite, genau gleich geformte Zusammenstellung von Spiegeln befindet sich der ersten gegenüber und zwar so, daß die Spiegel beider Systeme einen Winkel von 90° miteinander machen.

Von diesen Spiegeln wird das Bild in das Objektiv geworfen, das ebenfalls mit einem Spiegel ausgestattet ist, der das Bild nochmals im rechten Winkel zurückwirft und bei O austreten läßt. Durch diese Einrichtung wird erreicht, daß das Bild überhaupt nur dann aus dem Objektiv heraustreten kann, wenn es sich in der genau richtigen Lage vor dem Diaphragma D befindet. In dem Augenblick, wo die Trommel sich weiter dreht, drehen sich auch die Spiegel mit, und das Bild wird nicht mehr in das Objektiv, sondern daneben geworfen. Das Objektiv läßt in diesem Augenblick kein Licht durch, sondern erscheint dunkel, so daß derselbe Effekt erzielt wird, als sei ein Momentverschluß angewendet worden. Beim Kammatographen werden die Serienbilder auf runde rotierende Glasplatten in spiralförmiger Anordnung photographiert. Zur Herstellung von Bewegungsbildern verwendet man auch statt der biegsamen Diapositive Serien von Papierkopien, die in großer Anzahl rasch vor dem Auge des Beschauers vorbeigebracht werden. Solche Apparate nennt man Mutoskope, Biograph- oder Kinora-Apparate. Das Mutoskop besitzt als wesentlichen Teil eine Walze (Fig. 8), auf der 1000 bis 1500 Papierkopien der einzelnen Aufnahmen radial von der Walze abstehend befestigt sind (H). Jedes Bild ist von dem folgenden durch ein dazwischengelegtes dünnes weißes Kartonblatt geschieden. Wird nun die Walze in Drehung versetzt, so stoßen sich die Bilder an einer Querleiste D und werden nacheinander abgeblättert. Dieser Vorgang spielt sich unter dem Okular ab, durch das man (bei S) in den Apparat hineinsieht. Über der Walze befindet sich eine elektrische Glühlampe, die jedes aufgeblätterte Bild scharf beleuchtet und deren Licht von dem weißen Karton reflektiert wird. Je nachdem die Walze schneller oder langsamer gedreht wird, ziehen die Bilder mit wechselnder Schnelligkeit am Auge des Beobachters vorüber und vereinigen sich zu einem Gesamteindruck.

Fig. 6. Alethorama.
Fig. 7. Alethorama (Grundriß).